21.10.15
demografie
Arbeit 4.0 – neue Chancen und neue Herausforderungen
Zwei spannende Vorträge, ein Bistrotalk mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft sowie 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – alle auf der Spur der digitalisierten Arbeitswelt und ihren Auswirkungen: Der Kompaktkongress „Arbeit 4.0 – Fachkräftemangel adé?“ am 13. Oktober in der IHK für Rheinhessen in Mainz war eine überaus gelungene Auftaktveranstaltung.
v.l.n.r.: Thorsten Winternheimer, Geschäftsführer der Druckerei K. Wolf GmbH, Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der IHK für Rheinhessen, Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Kristian W. Tangermann, Referent im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Karl-Heinz Schulz, Geschäftsführender Gesellschafter von Mandelkern Marketing & Kommunikation GmbH, Dr. Winfried Kösters, freier Publizist und Unternehmensberater, Rudolf Kast, Vorstandsvorsitzender von ddn.
Foto: IHK für Rheinhessen / Stefan Sämmer
Industrie und Arbeiten 4.0: Alle reden davon – ein wenig vage noch, zugegeben. Doch eins scheint sicher: Die Arbeitswelt befindet sich in einem fundamentalen Wandlungsprozess. Zeit also, Antworten zu finden auf die Fragen, die die vierte industrielle Revolution aufwirft. Mit dem Kompaktkongress „Arbeit 4.0 – Fachkräftemangel adé“ am 13. Oktober in der IHK für Rheinhessen in Mainz haben wir den Anfang gemacht – und den Blick auf die Fachkraft 4.0 scharf gestellt.
Gleich zu Beginn betonte Dr. Engelbert J. Günster, Präsident der IHK für Rheinhessen, in seiner Begrüßungsrede: Schlankere Produktionsprozesse und Flexibilisierung durch Digitalisierung bedeuten nicht, dass zukünftig weniger Fachkräfte gebraucht werden, wie unter anderem eine Studie der Boston Consulting Group prophezeit hat. Denn eine Industrie 4.0 schafft eine neue Arbeitswelt, die auch eine neue, andere Art von Fachkraft benötigt.
Wie also arbeiten wir in dieser Arbeitswelt der Zukunft? Dieser Frage ging Kristian W. Tangermann, Referent im Bundesministerium für Arbeit und Soziales, nach. In seinem Vortrag führte er beispielhaft vor, wie tiefgreifend die Veränderungen in der Arbeitswelt sind: Der demografische Wandel und damit einhergehende Fachkräftemangel, die Globalisierung sowie der Kultur- und Wertewandel seien nur einige Trends und Herausforderungen, denen eine Arbeitswelt 4.0 ausgesetzt ist. Die Auswirkungen in Form von der Entstehung neuer Arbeitsmodelle wie Crowdworking, Solo-Selbständigkeit, Telearbeit oder mobile Arbeit sowie Jobverlusten im Finanz- und Versicherungssektor bei gleichzeitigen Zuwächsen in der Logistikbranche seien zwar noch nicht voll zu spüren – die Gestaltungsaufgaben aus politischer Sicht aber heute schon definierbar: Mit dem Grünbuch Arbeiten 4.0, einem zentralen Referenz-Dokument für den Dialogprozess, begründet das BMAS die politische Herangehensweise sowie seine Ziele für eine Arbeitswelt 4.0.
Ob und inwieweit diese Arbeitswelt 4.0 den Fachkräftemangel aufheben kann, stellte Dr. Winfried Kösters, freier Publizist und Unternehmensberater, in seinem Vortrag dar. Zunächst erläuterte er, dass zukünftig sieben Zielgruppen unbedingt in die Arbeitswelt mit einbezogen werden müssten, nämlich Frauen, ältere Menschen, Zugewanderte und Zuwanderer, Jugendliche ohne Schulabschluss und junge Erwachsene ohne Berufsabschluss, Menschen mit Behinderungen sowie Langzeitarbeitslose. „Wir brauchen jedes Kind. Wir brauchen ein neues Bild vom Alter, von den Alten und vom Altern. Und wir brauchen die Potenziale der zugewanderten Menschen und der künftig Zuwandernden“, so Dr. Kösters. Gesellschaft, Politik und Industrie müssten für eine neue Arbeitswelt 4.0 sensibilisiert werden. Das heißt: aktiv Visionen für die Zukunft entwickeln und kommunizieren, das Bewusstsein für ein Wertefundament der Generationen und Kulturen steigern, aber insbesondere regionale Strategien, Netzwerke und Konzepte, sprich Handlungsraum für „aktive Kümmerer“ schaffen. Denn nur so können die Wirkungen und Chancen der Digitalisierung und des demografischen Wandels erfolgsorientiert gelöst werden, war sich Dr. Kösters sicher.
Auch im abschließenden Bistro-Talk waren sich die Diskutanten, Günter Jertz, Hauptgeschäftsführer der IHK für Rheinhessen, Rudolf Kast, Vorstandsvorsitzender von ddn – Das Demographie Netzwerk, Thorsten Winternheimer, Geschäftsführer der Druckerei K. Wolf GmbH, und Dr. Winfried Kösters, einig: Arbeit und Industrie 4.0 bedeuten auch Herausforderungen 4.0. Herausforderungen, die zu meistern sind, indem Unternehmen und ihre Mitarbeitenden wie auch Lehr- und Fachkräfte sich für die digitale Arbeitsweise sensibilisieren. „Digitale Arbeit bedeutet flexibles Arbeiten – und da kommt die Generation Y ins Spiel, denn diese Generation legt besonderen Wert auf eine Work-Life-Balance“, stellte Günter Jertz fest. In dieser Hinsicht müssten Unternehmen – und insbesondere kleine und mittlere Unternehmen – umdenken. Nicht von heute auf morgen große Sprünge tun. Aber in kleinen Schritten in die richtige Richtung gehen. Und sich damit für die neue Arbeitswelt fit machen.
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